Eine Straßenkarte für die strategische Planung: Wie kommen Roadmaps in der Praxis tatsächlich zum Einsatz?

Ja klar nutzen wir Roadmaps bei uns in der Organisation“ – das ist die Antwort, die bei der Erwähnung der Methode häufig als direkte Antwort kommt. Schon mit der Rückfrage, welche Ebenen denn in den Roadmaps abgebildet werden – klassischerweise Technologien, Produkte und Märkte – müssen viele Ansprechpartner dann passen. Es stellt sich heraus, dass der Begriff der Roadmap häufig für Projektpläne, die Formulierung von Zielstellungen oder eine Vision verwendet wird. Dieses Phänomen wollten wir mit unserer ersten Durchführung der Praxisstudie Roadmapping etwas genauer untersuchen – und gleichzeitig einen Impuls geben, wie Roadmaps im Umgang mit komplexen (Innovations-)Systemen genutzt werden können. Unsere Studie von damals konnten wir nun in einem internationalen Team und mit vielen Ergänzungen auf den aktuellen Stand bringen.

Was sind Roadmaps überhaupt und wo kommen diese zum Einsatz? Wir verstehen unter Roadmapping ein Werkzeug der strategischen Planung oder des strategischen Managements. Es geht darum, in einem längerfristigen Zeithorizont die Navigation in komplexen (Innovations-)Systemen zu unterstützen. Dazu gehört die Zielfindung ebenso wie der Vergleich unterschiedlicher Handlungsoptionen. Wichtige Elemente einer Roadmap sind die Zeitachse in der der Status Quo, das Zielbild und der Weg zwischen beidem abgebildet wird, und die Abbildung unterschiedlicher Ebenen wie bspw. Technologien, Produkte und Märkte, aber auch Kompetenzen, Komponenten, Prozesse oder Trends.

Roadmaps ermöglichen es, in Anlehnung an die Metapher einer Straßenkarte, unterschiedliche Wege zu einem strategischen Ziel zeitlich einzuordnen, zu verknüpfen, übersichtlich darzustellen und über Organisationseinheiten hinweg transparent planbar zu machen.

Nun zu unserer Studie. Wie bei der ersten Durchführung besteht unsere Zielgruppe aus Organisationen, bei denen Roadmaps im Einsatz sind. Im Update der Studie konnten wir über eine Online-Umfrage 190 Teilnehmende gewinnen. Die Fragen zielen dabei sowohl auf die Inhalte und Ausgestaltung der Roadmaps selbst als auch deren organisatorische Einbindung ab. Daraus ergeben sich vier Gliederungspunkte:

  • Einsatzbereiche und Inhalte von Roadmaps
    Zu welchem Zweck kommen Roadmaps in Organisationen zum Einsatz, welche Inhalte werden über welche Reifestadien hinweg darin abgebildet und welcher Zeithorizont wird berücksichtigt?
  • Organisatorische Einbindung
    In welchen Organisationsbereichen liegt die Zuständigkeit für die Konsolidierung von Roadmaps, wie werden andere Bereiche eingebunden, welche Aktivitäten sind als Prozesse definiert und in welchem Zeitabstand werden die Roadmaps aktualisiert?
  • Informationsquellen, Methoden und Tools
    Auf welche Informationsquellen wird für den Aufbau und die Aktualisierung von Roadmaps zurückgegriffen, welche Methoden komplettieren den Einsatz von Roadmaps und welche Software- und Datenanalyse-Tools kommen unterstützend zum Einsatz?
  • Herausforderungen und Best Practices
    Wo liegen die wesentlichen Herausforderungen des Roadmapping, welche Methoden, Strukturen und Prozesse werden von teilnehmenden Organisationen als empfehlenswert erachtet und was sollte bei der Einführung oder Verstetigung von Roadmaps unbedingt vermieden werden?

Die Auswahl für einen Einblick in die Ergebnisse ist nicht einfach. In der Studie wird sowohl der jeweilige aktuelle Stand dargestellt. Dazu wird auf die Veränderungen im Vergleich zur Durchführung er Studie 2015 und auf die Korrelationen zwischen den unterschiedlichen Ausprägungen eingegangen. Als kleiner Einblick, hier die Übersicht zu den wichtigsten Informationsquellen, die von den Teilnehmenden für die Erstellung und das Update von Roadmaps zum Einsatz kommen. Es zeigt sich hier, dass unter den Teilnehmenden die Marktperspektive die mit Abstand wichtigste Informationsquelle zu sein scheint. In einer detaillierteren Analyse in kombination mit den weiteren Ergebnissen hat sich auch gezeigt, dass diese Marktorientierung sich nicht unbedingt konsistent in den Verantworltlichkeiten widerspiegelt. Ebenso zeigt sich, dass die Nutzung von Informationsquellen mit der Branche der teilnehmenden Organisationen korreliert.

»Was sind die wichtigsten externen Quellen für die Aktualisierung von Roadmaps?« (n=130, Mehrfachnennung möglich), Praxisstudie Roadmapping Update 2023, Seite 18

Die weiteren Einblicke finden sich direkt in der Studie, die als Open Access Veröffentlichung in deutsch und englisch zum kostenfreien Download zur Verfügung steht.

Sven Schimpf

Fit für Innovation?

UPDATE EINES ALTEN BEITRAGES – ÜBER 10 JAHRE ALT, ABER HOCHAKTUELL. DIE ERGEBNISSE WURDEN 2011 VERÖFFENTLICHT:

Fitness wird heutzutage großgeschrieben, Aufbau oder Erhalt der persönlichen Leistungsfähigkeit nimmt einen immer größer werdenden Teil unseres Lebens in Anspruch – nicht zuletzt weil spezialisierte Tätigkeiten oft mit eher einseitigen Kompetenzen und Belastungen verbunden sind. Das stimmt heute ebenso wie vor 10 Jahren – und ist damals im Forschungsprojekt Fit für Innovation bearbeitet worden. Profitieren lässt sich nach wie vor von den Ergebnissen, die in sechs Broschüren veröffentlicht sind. Nicht zu vergessen – natürlich haben sich die beteiligten Unternehmen seither weiter entwickelt…

Was auf individueller Ebene von Vorteil ist kann auch Unternehmen nicht schaden. Vor allem nicht für die Fähigkeit innovative Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen. Mit dieser Thematik setzt sich die vom BMBF und dem ESF geförderte strategische Partnerschaft „Fit für Innovation“ auseinander. In Arbeitskreisen aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Politik sind nun Broschüren entstanden, die themenspezifische Zukunftspotenziale, Praxisbeispiele und wegweisende Empfehlungen in den jeweiligen Bereichen darstellen. Dazu gehören die folgenden Broschüren, die in Arbeitskreisen jeweils in direktem Austausch mit Unternehmen entstanden sind:

1) Innovationsprozesse managen:
Ein Blick auf die Arten und Erfolgsfaktoren von Innovationsprozessen anhand der Praxisbeispiele Bosch Thermodynamik GmbH, Festo Ag & Co. KG, des Fraunhofer IAOFreudenberg Sealing Technologies, Jenoptik, Océ (seit 2020 Canon Production Printing), der Testo AG, der TQ-Group und Giesecke & Devrient.(Download der Broschüre: https://doi.org/10.24406/h-295457)
2) Innovationskultur stärken:
Darstellung von Beispielen, wie die Innovationskultur gestärkt werden kann anhand der Praxisbeispiele der Attocube Systems AG, des IBB Instituts, der Festo AG & Co. KG, Rohnstock Biografien und der SAM Electronics GmbH. (Download der Broschüre: https://doi.org/10.24406/h-295456)
3) Innovationskompetenz entwickeln:
Identifikation von Handlungs- und Forschungsbedarf im Themenfeld der Innovationkompetenz mit Hilfe von Praxisbeispielen der Bundesagentur für Arbeit, ThyssenKrupp Steel Europe AG, Datev eG, der Frankfurt School of Finance & Management, Fraport AG, TÜV Süd, der Hochschule RheinMain in Wiesbaden, der RKW Deutschland GmbH und der Harro Höfliger Verpackungsmaschinen GmbH. (Download der Broschüre: https://doi.org/10.24406/h-295455)
4) Innovation in Netzwerken aufbauen: Untersuchung und Diskussion der Funktions- und Wirkungsmechanismen netzwerkbasierter Innovationsprozesse anhand von Praxisbeispielen der Technologie Management Gruppe, des Borderstep Instituts, der AiF, der strategischen Partnerschaft Sensorik e.V., von Osram, des deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Siemens IT Solutions and Services (heute Atos SE), der ATB Arbeit, Technik und Bildung GmbH, der bio.logis GbmH und von future_bizz. (Download der Broschüre: https://doi.org/10.24406/h-295453)
5) Innovationsarbeit gestalten
In diesem Arbeitkreis wurden moderne und flexible Arbeitsinfrastrukuren mit technischen Werzeugen und Methoden untersucht und diskutiert. Als Praxispartner waren die Bibliographisches Institut GmbH, SER Gruppe, Haufe Lexware GmbH, Ergosign Gmbh, Freudenberg Dichtungs- und Schwingungstechnik, Communardo GmbH, Meisterlabs GmbH, SAP SE, Intland Software und Festo AG & Co. KG dabei. (Download der Broschüre: https://doi.org/10.24406/h-295454)
6) Gesundheit als Treiber für Innovation: In diesem Arbeitskreis standen Mitarbeiter als Kompetenzträger für Innovation im Mittelpunkt der Untersuchung und Diskussion. Dabei waren als Praxispartner die Kölner CBT der Caritas, die Core Business Development GmbH, Weleda AG, Volkswagen AG, Wurst Stahlbau GmbH, Techniker Krankenkasse, Otto, Henkel, Metabo GmbH und Unilever. (Download der Broschüre: https://doi.org/10.24406/h-295452)

Ein Blick in die Broschüren lohnt sich für alle, die sich mit dem Thema Innovationsmanagement beschäftigen oder dies in der Zukunft vorhaben. Innovationsprozesse sind natürlich in den letzten 10 Jahren flexibler und agiler geworden – die Grundsätze und Erfolgsfaktoren sind jedoch ähnlich geblieben.

Sven Schimpf

Unboxing Science: Die Praxisstudie Disruption

Immer wieder denken wir an den Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft darüber nach, wie die Ergebnisse unserer Arbeit am besten kommuniziert werden können.

Die gängige Praxis der Wissenschaft ist sehr inhaltzentriert. Analysen werden durchgeführt, Ergebnisse in Veröffentlichungen wie Studien oder Forschungsberichten veröffentlicht. Wenn das passiert ist, steht meistens bereits das nächste Projekt vor der Tür. So kommt es, dass die Öffentlichkeitswirksamkeit von Projektergebnissen sicherlich noch zu verbessern ist.

In Anlehnung an die zahlreichen, im Internet verfügbaren, unboxing Videos haben wir nun am Fraunhofer IAO ein neues Format ausprobiert: Unboxing Science. Hierbei berichten Wissenschaftler in Kurzform über die wichtigsten Merkmale und Ergebnisse ihrer Arbeit. Ich durfte mich mit der Praxisstudie Disruption mit einem Kurzvideo beteiligen und wünsche viel Spaß dabei:

Disruptive Innovation

Disruptive Innovationen sind Innovationen, die Referenzlösungen im Markt substiuieren und Investitionen beherrschender Marktteilnehmer obsolet machen und darauf basierend die Machtverhältnisse im Markt grundlegend verändern. Ein prominentes Beispiel sind Digitalkameras – die dazu geführt hat, dass traditionelle Marktführer ihre Position verloren haben und z.T.  Insolvenz anmelden mussten.

Disruptive Technologien sind Enabler für disruptive Innovationen. Für den Kameramarkt ist hier sicherlich der Sensor zu nennen. Für den Erfolg der digitalen Fotografie waren aber ebenso die Möglichkeiten der Vernetzung, Speicherung und digitalen Bildbearbeitung erfolgsentscheidend.

Weitere Informationen:

Sven Schimpf

 

Innovate like… wie würden die Helden der Innovation Ihre Herausforderungen lösen?

Man kann wahrscheinlich getrost behaupten, dass es in jedem Unternehmen und in jeder Organisation bestimmte Denkmuster und Mindsets gibt. Denken Sie nur mal über das eigene Umfeld nach…wenn an neuen Ideen gearbeitet wird, werden oftmals die offensichtlichen und generell anerkannten Ansätze genannt. Wie aber kommt man auf Lösungen, die jenseits des eigenen Tellerrandes liegen? Im Innovationskartenspiel „Innovate like…“ werden die eigenen Herausforderungen aus der Perspektive ausgewählter Innovationshelden betrachtet um genau das zu erreichen.

Wer hat sich das nicht schon mal gewünscht? Innovationen entwickeln wie Steve Jobs, Ada Lovelace oder auch Buds Spencer? Auf 31 Karten ist eine Auswahl an Innovationshelden jeweils mit einem Zitat und anhand von vier wesentlichen Charakteristika kurz beschrieben. Die Karten bilden die Grundlage um die eigenen Herausforderungen aus einer anderen Perspektive zu betrachten – die Übung zum spielerischen Umgang mit Empathie ist dabei ein meist willkommener Nebeneffekt.

Wie können die Karten von „Innovate like…“ aber tatsächlich eingesetzt werden? Den kreativen Einsatzmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt – ein paar Möglichkeiten werden im beiliegenden Booklet vorgeschlagen:

  • Einsatz als Starthilfe: „Der eine, beratende Innovationsheld“
    Hier gilt es, einen Charakter auszuwählen und herauszufinden, wie dieser Innovationsheld Ihre Herausforderung lösen würde. Dies eignet sich gut um die Stimmung aufzulockern und sich von der Perspektive der eigenen Position oder des Unternehmens zu entfernen.
  • Einsatz als Rollenspiel: „Sei ein Innovationsheld“
    Jeder Teilnehmer oder jede Kleingruppe nimmt die Perspektive eines der Innovationshelden ein, die aus dem Kartenspiel ausgewählt werden (zufällig oder bewusst). Hierdurch wird die Betrachtung einer Herausforderung aus unterschiedlichen Perspektiven ähnlich der Denkhüte von De Bono ermöglicht.
  • Einsatz als Taskforce: „Das Innovationshelden-Team“
    In diesem Fall werden die Innovationshelden ausgewählt, die am besten für die Lösung Ihrer Herausforderung geeignet scheinen. Wieder nehmen Einzelpersonen oder Kleingruppen die jeweilige Perspektive ein – das Besondere ist, dass die Innovationshelden hier im Team diskutieren und agieren müssen.
  • Einsatz als inneres Team: „Die Innovationshelden-Mentoren“
    Dieser Ansatz eignet sich, um ein Entwicklungsprojekt über einen längeren Zeitraum zu unterstützen. Die ausgewählten Innovationshelden werden dann beispielsweise bei jedem Meilenstein zu Rate gezogen um bestehende Perspektiven zu prüfen und aufzulösen.

Wichtig für jeden Einsatz ist es, die Herausforderung und die damit verbundene Zielstellung möglichst klar zu definieren. Dies gilt übrigens auch als wichtiger Erfolgsfaktor für viele andere Kreativitätstechniken. Wenn nicht klar ist wo die Reise hingehen soll bringt auch das beste Vehikel wenig.

Ein Moderator kann ggf. je nach Einsatzbereich und beteiligten Personen sinnvoll sein – ist jedoch keine notwendige Voraussetzung für den Einsatz des Kartenspiels. Wir freuen uns auf Feedback und Anregungen für die Weiterentwicklung!

Weitere Informationen:

Sven Schimpf

 

 

 

Die Welt 2050: Protektionismus und nationale Handelsbarrieren – das Szenario »NATIONAL WALLS«

Die Kunst einer robusten Zukunftsplanung ist es, auch Entwicklungen einzuplanen die weniger wünschenswert sind oder nicht der Entwicklung der Vorjahre entsprechen. Wie eine solche Entwicklung dann vielleicht doch schneller relevant werden kann als gewünscht zeigt sich am Szenario „NATIONAL WALLS“ aus der Szenarioentwicklung für die Welt der Rohstoffe 2050.

Die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg ist ausgesetzt. Technologien im Rohstoffsektor werden kaum weiterentwickelt und das Wirtschaftswachstum ist zum Stillstand gekommen. Die globale Unsicherheit führt zu einer nationalistisch orientierten Politik und zu einem entsprechend hohen Ausmaß an Protektionismus.

Klingt düster? Wir haben noch mehr: Forschung und Entwicklung findet im Wesentlichen auf nationaler Ebene statt – und entsprechend existieren High- und Low-tec- Praktiken zur Rohstoffgewinnung nebeneinander. Durch Begrenzungen des Handels wurde der Abbau von Rohstoffen auch in wenig effizienten Regionen wieder aktiviert – ist jedoch durch den Einsatz oft veralteter Technologien eine der weniger attraktiven Industrien für Gesellschaft und Arbeitnehmer.

2016 rein hypothetisch, heute hochaktuell

Leider sieht es momentan so aus, als wären wir auf einem ziemlich guten Weg in diese Zukunft. Tatsächlich handelt es sich um eines von drei Szenarien, die wir im Projekt „INTRAW“ gemeinsam mit Partnern im Jahr 2016 entwickelt haben, um Wirtschaft und Politik bei der strategischen Planung rohstoffrelevanter Themen zu unterstützten. Großbritannien war damals noch ein fester Bestandteil der EU, die liberale Zukunft der Vereinigten Staaten schien unanfechtbar. Ein Szenario wie das oben skizzierte erschien zwar möglich, aber doch eher unwahrscheinlich. Unter den heutigen Meldungen gehören Strafzölle, nationaler Protektionismus und mögliche Handelskriege zur Tagesordnung. Auch wenn diese Situation nicht unbedingt wünschenswert ist – für die Validierung der in INTRAW entwickelten Szenarien hätten wir uns kaum eine bessere Geschichte überlegen können.

Es gibt aber auch positive Nachrichten: Meine nächsten Beiträge drehen sich um die Szenarien »Sustainability Alliance« und »Unlimited Trade«, die als alternative Möglichkeiten zu »National Walls« entwickelt wurden. Und wie dieser Artikel zeigt, kann sich ein heute als unrealistisch und in weiter Ferne liegende Option schneller aktuell werden, als man es für möglich hält.

Was würden Sie Ihrem Unternehmen aus der Zukunft des Szenarios „NATIONAL WALLS“ raten?

Sind Sie auf die angekündigten Handelskriege vorbereitet? Gibt es eine robuste Strategie, um einem verstärkten Protektionismus entgegenzutreten? Oder ist Ihr Erfolg von der globalen und kostengünstigen Verfügbarkeit von Rohstoffen abhängig?

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Sven Schimpf

12 Innovation Insights aus der Forschung

Innovation ist kein ganz neues Thema mehr – die meisten Unternehmen haben zumindest einen Innovationsprozess definiert und Strukturen aufgesetzt um den Wandel von ausgewählten Ideen in erfolgreiche Produkte oder Lösungen zu unterstützen. Eine Herausforderung ist und wird allerdings bleiben, mit welchen Mitteln und Methoden dies am besten unterstützt wird – nicht nur für Unternehmen sondern auch für Wissenschaftler, die sich mit dem Themenfeld der Innovationsforschung auseinandersetzen.

Eine schöne Übersicht über Insights der Innovationsforschung aus den letzten Jahren/Jahrzehnten ist im vol. 59 des MIT Sloan Management Review von Bruce Posner und Martha E. Mangelsdorf veröffentlicht worden. Hier eine kurze Zusammenfassung der Themen mit Verlinkung auf die jeweiligen Artikel:

  • Bei Innovation geht es weniger um neue Dinge als um neue Werte: Unternehmen haben die Tendenz in ihrem Werdegang immer in ähnlichen Bereichen, bspw. in definierten F&E-Feldern oder Prozessen zu innovieren. Die Autoren des Artikels „The 12 Different Ways for Companies to Innovate“ (2006 MIT SMR) haben einen Innovationsradar mit 12 Dimensionen entwickelt in denen Innovation potenziell stattfinden kann.
  • Fordere deine Wettbewerber durch neue Spielregeln heraus:
    Auf Basis einer Analyse von 30 Unternehmen die erfolgreich gegen marktbeherrschende Unternehmen angetreten sind konnten die Autoren des Artikels „Strategic Innovation“ (1997, MIT SMR), wie Unternehmen Lücken in existierenden Industrien finden und mit eigenen Spielregeln für sich nutzen können.
  • Erkenne und reduziere Unsicherheiten in Innovationsprojekten :
    Ambitionierte Innovationsprojekte beinhalten einen hohen Grad an Unsicherheit. Im Artikel „Implementing a Learning Plan to Counter Project Uncertainty“ (2008, MIT SMR) beschreiben die Autoren die Ergebnisse einer Analyse von 10 Unternehmen mit der Erkenntnis, dass in ambinitionierten Innovationsprojekten ein Lernprozess entlang von Unsicherheiten in den Bereichen Technik, Markt, Organisation und Ressourcen die klassische Meilensteinstruktur von Innovationsprojekten ersetzen sollte.
  • Erster zu sein ist keine Erfolgsgarantie:
    Im Artikel „First to Market, First to Fail? Real causes of Enduring Market Leadership“ (1996, MIT SMR) beschreiben die Autoren auf Basis einer Analyse von 50 Produkt-Kategorien, dass Pioniere eine Mißerfolgsrate von 47%  haben wohingegen frühe Führer („Early leader“), die nach den Pionieren in einen Markt einsteigen wesentlich erfolgreicher sind.
  • Lasse deinen Kunden das nächstes Produkt entwickeln:
    Kunden entwickeln häufig eigene Lösungen um ihren Bedürfnissen bestmöglich beizukommen. Im Artikel „Has a Customer Already Developed Your Next Product“ (1977, MIT SMR) stellt der Autor dar, das Unternehmen diese Lösungen häufig ignorieren uns damit die Chance vergeben, innovative und kundenzentrierte Lösungen auf dem Markt zu platzieren.
  • Betrachte Erfindung als Prozess zur Erschaffung neuer Kombinationen:
    Die Dynamik von Erfindungen wird im Artikel „Breakthroughs and the Long Tail of Innovation“ mir den folgenden Empfehlungen dargestellt: (1) Schieße oft auf ein Ziel – nur wenige der ambitionierten Innovationsprojekte sind erfolgreich (2) versuche den durchschnittswert jeder Erfindung zu steigern und (3) weite die Varianz der Ideen aus, die behandelt werden.
  • Verstehe deine Optionen für die Zusammenarbeit mit externen Innovatoren:
    Die Zusammenarbeit mit externen Innovatoren wird im Artikel „How to Manage Outside Innovation“ (2009, MIT SMR) thematisiert. Unter den Faktoren, die eine Entscheidung unterstützen sind die Art der Innovation, die Motivation der externen Innovatoren und das Geschäftsmodell.
  • Erschaffe Systeme und Strukturen zur kontinuierlichen Innovation:
    Auf Basis von Interviews in mehr als 40 Organisationen und der Analyse von mehr als 50 Unternehmen entwickeln die Autoren des Artikels „Institutionalizing Innovation“ (2008, MIT SMR) Empfehlungen wie die Zuweisung von Ressourcen und den Aufbau eines institutionalisierten „Innovation Engines“ in dem Innovationsaktivitäten im Unternehmen gemonitort und koordiniert werden.
  • Bringe Personen die Ideen haben zusammen mit denen, die diese umsetzen können:
    Die Bedeutung von Idea Scouts und Idea Connectors wird im Artikel „Creating Employee networks That Deliver Open Innovation“ (2011, MIT SMR) hervorgehoben.
  • Innovation kann es auch sein, Produkte schneller und günstiger zu entwickeln:
    Auf Basis einer Analyse 20 chinesischer Unternehmen stellen die Autoren im Artikel „Accelerated Innovation: The New Challenge From China“ (2014, MIT SMR) dar, mit wlchen Ansätzen bei der Entwicklung von qualitativ ausreichend guten Produkten Kosten und Zeit eingespart werden kann.
  • Verbünde dich mit Kunden-Communities:
    Die Zusammenarbeit mit Kunden-communities als kontinuierlicher Dialog in den beide Seiten Ressourcen investieren wird am Beispiel der Lego-Gruppe im Artikel „Collaborating With Customer Communities: Lessons From the Lego Group“ (2012, MIT SMR) dargestellt.
  • Bringe deine kreativen Mitarbeiter nicht gegen dich auf:
    Konflikte zwischen kreativen Mitarbeitern und dem Management werden im Artikel „Bridging the Gap Between Stewards and Creators“ (2007, MIT SMR) als integrativer Bestandteil des Innovationsprozesses dargestellt – mit dem Hinweis für Manager sich in Nachsicht zu merkwürdigen Verhaltensweisen zu üben.

Für das eigene Innovationsmanagement ist die Liste an Themen gut als Checkliste geeignet – um existierende Strukturen in Frage zu stellen oder auch das ein oder andere Thema neu anzugehen.

Sven Schimpf

Die Zukunft der globalen F&E: verstärkte Abgrenzung durch wirtschaftlichen Nationalismus?

Strategy&, das Strategieberatungs-Team von PwC, hat wieder einmal die Global Innovation 1000 Study veröffentlicht. Über 50% der Befragten geben an, dass wirtschaftlicher Nationalismus eine mittlere bis hohe Auswirkung auf die F&E Aktivitäten ihres Unternehmens hat. Was ist zu erwarten?

Von Auswirkungen des wirtschaftlichen Nationalismus sind insbesondere F&E Standorte mit starker internationaler Vernetzung betroffen. Dies spiegelt sich in einer hohen Abhängigkeit entweder von internationalem Personal oder von einer internationalen Finanzierung wieder. Deutschland wir als eines der drei Länder genannt, denen wirtschaftlicher Nationalismus wenig anhaben kann. Als F&E Abteilung ist es jedoch ratsam, die mögliche Entwicklung des wirtschaftlichen Nationalismus in die F&E Planung aufzunehmen und als Option entsprechend zu berücksichtigen.  Nachdem in der Global Innovation 1000 Study 2015 die Globalisierung sowie eine Verlagerung der F&E Investitionen nach Asien im Mittelpunkt stand bleibt abzuwarten, wie sich die Zukunft tatsächlich entwickelt. Im folgenden Video werden die Erkenntnisse der Global Innovation 1000 Study 2017 zusammengefasst:

Nachdem Volkswagen in der Vergangenheit an der Spitze der R&D Spenders stand, wurden die Führungspositionen 2017 von Amazon, Alphabet, Intel und Samsung übernommen. Dies entspricht dem generellen Trend, dass ein Großteil an F&E Ausgaben in die IKT-Entwicklung fließen.

Ein paar weitere zahlenbasierte Erkenntnisse zu F&E und Innovation:

Sven Schimpf

Der Halo Effekt einer gut visualisierten Roadmap

Wenn etwas gut gestaltet ist, gut aussieht oder von seinem Umfeld positiv wahrgenommen wird, schmückt sich jeder gerne damit. Darüber hinaus kommt es dann vor, dass die Qualität anderer Charakteristika positiver wahrgenommen wird – Schönes erscheint bspw. besser, innovativer und hochwertiger. Ähnlich verhält sich das mit Roadmaps in Unternehmen oder darüber hinaus…

Der Halo Effekt, vom Wetterphänomen des Halo abgeleitet, beschreibt eine kognitive Verzerrung, bei der die Qualität einer  Eigenschaft auf die wahrgenommenen Qualitäten sonstiger Eigenschaften abstrahlt. Gut gekleidete Menschen werden als kompetent wahrgenommen, innovative Gebäude implizieren, dass dort auch innovative Dinge passieren. Und natürlich bewegt sich nahezu jeder gerne in einem gut gestalteten und attraktiven Umfeld. Dies ist ein Umstand, der im Roadmapping oft in Vergessenheit gerät (…was sich leicht durch eine Google Bildsuchen nach „Roadmapping“ bestätigen lässt).

Am Beispiel der Roadmap Umwelttechnik, die 2017 in Zusammenarbeit zwischen der Landesagentur für Umwelttechnik BW, dem Fraunhofer IAO sowie dem INEC der Hochschule Pforzheim entstanden ist, lässt sich das gut zeigen. Natürlich ist und bleibt die Qualität des Inhaltes die „Pflicht“ einer Roadmap. Eine Vernachlässigung dieser kann zu Verwirrungen, Missverständnissen und schlimmstenfalls zu Fehlentscheidungen führen. Am Beispiel der Roadmap Umwelttechnik wurden die Inhalte gemeinsam mit Experten aus Industrie und Wissenschaft erarbeitet, detailliert und bewertet. Ziel der Roadmap ist eine fundierte strategischen Planung der Umwelttechnik BW sowie die Unterstützung von Politik und Wirtschaft, insbesondere von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Entsprechend wurden Entwicklungen in den Leitmärkten Wasser, Kreislaufwirtschaft und Luft in Markt- und Technologietrends zusammengefasst und bezüglich ihrer Relevanz in den nächsten 15 Jahren eingeordnet. Entsprechend wurde jeder Trend in einem einseitigen Trend-Datenblatt näher beschrieben.

Für die finale Visualisierung wurde dann eine Grafikagentur hinzugezogen, mit er die Ziele der Roadmap sowie die verfügbaren Optionen einer Visualisierung weiter entwickelt wurden. Dieses Add-on stellt den wichtigen Schritt dar, an dem eine Vielzahl an Unternehmen aufhören. Dies führt zu einer Unmenge an Roadmaps, die eher an eine technische Zeichnung im Rohzustand erinnern und eher von technischen Experten als von der Management Ebene verstanden werden können. Ergebnis ist, dass Roadmaps und die strategische Planung oft als unabhängige Parallelwelten existieren, die ein- bis zweimal im Jahr abgestimmt werden.

Ein Effekt der Visualisierung war, dass die Roadmap bei der Umwelttechnik BW innerhalb kürzester Zeit als Basis der strategischen Planung angenommen wurde. Darüber hinaus wurde die Roadmap im Außenraum extrem positiv aufgenommen – und direkt als wichtiger Input für Unternehmen mit Aktivitäten im Bereich Umwelttechnik wahrgenommen wurde.

Weitere Informationen:

Sven Schimpf

 

Publication in EN: Roadmapping in Practice – Timetable towards Success

Understanding trends and potentials at an early stage and integrating them into corporate strategy can generate essential competitive advantages and be the basis for long-term corporate success. One of the challenges is the integration of different business areas as well as the continuous coordination
of interfaces in corporate planning. Integrated planning is often complicated by the use of various planning tools, consideration of different timeframes and last but not least differences in design mindset.
At the event ”Roadmapping in practice: timetable towards success” at the Center for Virtual Engineering ZVE on April 21, 2016, companies reported on the practical usage of roadmaps and the creation of roadmaps in company networks. In addition, latest research insights were presented e. g. insights from the Practical Study on Roadmapping conducted by the Fraunhofer IAO in collaboration with TIM Consulting., In this publication contributions to the event have been edited and supplemented by visualizations that were produced during the event. Furthermore, the organizations that have coordinated or supported the event are presented. The presentation of contributions and organizations are supplemented by selected impressions, as information exchange between participants was the main focus of the event. Practical contributions were provided by industrial companies incl. Trumpf, Endress+Hauser and TomTom complemented by most recent findings from IfM Cambridge, Fraunhofer ISI and Fraunhofer IAO.

We are working on the next Roadmapping Event to be held in September/Octobre 2017 in Stuttgart – being organised in collaboration between CC R&D Management, Fraunhofer IAO and FOM Hochschule. Please do not hesitate to contact us for more information

Additional Information:

Sven Schimpf

Veröffentlichung: Roadmapping in der Praxis – Fahrplan zum Unternehmenserfolg

Roadmapping und insbesondere die Integration unterschiedlichster Planungsebenen in Unternehmen ist nach wie vor eine wesentliche Herausforderung der strategischen Planung. Dies hat sich auch auf unserer Veranstaltung im April 2016 gezeigt, auf der das Themenfeld „Roadmapping“ sowohl aus praktischer als auch aus wissenschaftlicher Perspektive beleuchtet wurde. Damit die Inhalte und Visualisierungen der Veranstaltung sowohl den Teilnehmern als auch allen anderen zur Verfügung stehen, hier nun die Veröffentlichung mit Beiträgen von Rednern und beteiligten Organisationen.

Aus der Praxis berichteten die Unternehmen Trumpf, Endress+Hauser und TomTom. Dies wurde durch Beiträge des IfM Cambridge, dem Fraunhofer ISI und dem Fraunhofer IAO ergänzt.

Die Planung einer weiteren Auflage der Veranstaltung im Jahr 2017 in Kooperation zwischen der Abteilung F&E Management des Fraunhofer IAO und der FOM Hochschule hat bereits begonnen. Bei Interesse freue ich mich über eine Nachricht und halte Sie gerne auf dem Laufenden.

Weitere Informationen:

Sven Schimpf